An die Unmengen an SPAM im Postfach haben wir uns wahrscheinlich zwischenzeitlich alle gewöhnt. Klar, sagen Sie, diese endlosen Potenzmittel-Anschreiben von Frau Dr. Sommer, Schatzmeister der Diktatoren (wahrscheinlich bald auch alle aus Nordafrika) wollen Ihre Millionen auf Ihrem Bankkonto parken gegen Zahlung einer großen Provision und sehr willige und sehr junge Frauen wollen mir nur eine Nachricht zukommen lassen, um mich noch heute zu treffen.
Das ist sicherlich SPAM. Rege ich mich darüber normalerweise auf? Schon lange nicht mehr.
Aber nicht nur das ist SPAM, sondern auch das gut gemeinte(?) „Ich habe hier eine E-Mail Adresse und die setze ich jetzt mal in meinen Newsletter-Verteiler“.
Wie z.B. heute eine Email in meinem Posteingang. Ein Email-Newsletter von trend-line entertainment.
Vielleicht hier ein paar Anmerkungen meinerseits – aus Empfängersicht:
- Der Newsletter-Header sieht nach Tontechnik aus, der Inhalt bietet aber andere Dienstleistungen an
- Ich bin kein Jäger und interessiere mich wirklich nicht im geringsten für das Jagen. Weder real noch virtuell!
Und das ist noch höflich ausgedrückt – ich finde Laser-Schiesskinos abartig. - Ich kenne diese Firma nicht.
- Es hat mich niemand gefragt, ob ich diesen Newsletter haben möchte
- Ich habe auch wirklich keine Ahnung, wer der Absender ist
Aber, wir verschicken hier doch keine SPAM-Emails!
Aber was mich am allermeisten daran stört, ist der folgende Absatz in der Email – eine Art „Das ist aber kein SPAM“-Hinweis:
Stimmt das? Nicht wirklich:
- Es ist SPAM und es ist Massenwerbung. Das Gegenteil zu behaupten, macht es nicht besser.
- Wenn es ein Newsletter sein soll, wo sind die News? Das hier ist nur Werbung. Das ist okay für einen Promotionverteiler, aber nicht für einen Newsletter.
- Wieso meint das Unternehmen davon ausgehen zu können, dass mich das interessiert? Tut es nicht, aber auch kein Wunder. Man kennt mich ja auch nicht.
- Sollten Sie aber nicht mehr erinnern können, woher wir uns kennen, dann war das irgendwann oder irgendwo in den letzten 48 Monaten – Ah ja!
Und als Beleg geben wir jetzt jeden Kanal an, den es gibt: Fax, SMS, E-Mail, Mailings usw. Irgendwas haben Sie bestimmt auch schon gemacht. 😉 - Als E-Mail Adresse wurde unsere info@ verwendet. Die steht aber auf keiner Visitenkarte, sondern nur im Kontaktformular auf unserer Website. Also war es kein persönlicher Kontakt.
- Und sollte mich das ärgern, dann entschuldigen wir uns mal ganz schnell vorab.
Mehr denn je bin ich überzeugt, dass die „Kaltakquise per Email-Strategie“, also mehr oder weniger wahllos eine Adresse mit seinen Emails anzuschreiben, das genaue Gegenteil erreicht:
- Ich habe einen negativen Effekt beim Empfänger erzeugt, statt einen Interessenten für meine Produkte aufzubauen
- Das Unternehmen kommt auf meine „Blacklist“
- Die Leserate der Emails sinkt
Wie kann man es besser machen?
Okay, Sie wollen mehr Empfänger für Ihren E-Mail-Newsletter – das ist verständlich.
Hier unsere Empfehlungen:
- Laden Sie persönliche Kontakte mit einer Email ein, die den Empfänger auf eine Eintragungsseite führt.
Hier als Beispiel unsere Seite
Der Empfänger trägt sich ein und durchläuft den Double-Opt-In-Prozess - Fügen Sie auf der Website die Möglichkeit ein, dass sich Interessenten eintragen können (Newsletter-Formular)
- Reden Sie auf Veranstaltungen und Vorträgen über Ihren Newsletter und verteilen Sie Listen, wo sich Interessierte eintragen können. Dann tragen Sie diese manuell in Ihren Verteiler ein (siehe oben)
- Benutzen Sie Social Media, um auf Ihren Newsletter hinzuweisen
Ja, das ist mühsam und ein langsamer Prozess. Aber alle Empfänger haben sich bei dieser Art freiwillig entschieden, sich einzutragen. Und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Emails auch gelesen werden.
P.S.: Wenn ich Jäger wäre und/oder mich dafür interessieren würde, dann wäre ich vielleicht an der Email interessiert gewesen. Und hätte mich möglicherweise auch vorher und freiwillig in den Verteiler eingetragen.
PPS: Das „Austragen-aus der E-Mail-Liste“ hat funktioniert! Danke!
Hallo Herr Owen,
ich bewundere Ihren höflichen, sachlichen und respektvollen Sprachstil. Bei so einer Mail hätte ich ganz andere Wörter gewählt 😉
Mein Newsletter ist auch noch nicht optimal, aber immerhin halte ich mich an Ihre Empfehlungen und füge nicht ungefragt Adressen in meinen Verteiler.
Seit einiger Zeit scheint es auch in Mode zu sein, wahllos bei Xing Kontakte zu „sammeln“, nur um dann an die Mail-Adresse zu bekommen – und weil man den Kontakt bestätigt hat, bekommt man automatisch den Newsletter zugeschickt. Ist das rechtens? Muss nicht jede E-Mail mit Double-opt-in abgesichert werden?
Wenn es noch andere Leser / Hörer interessiert, vielleicht beantworten Sie die Fragen in einer der kommenden Sendungen und machen ein kleines Update zu „E-Mail-Marketing“ – ich würde mich freuen 🙂
Viele Grüße nach Berlin,
Christoph Teege