Gestern hatte ich das Vergnügen, mal wieder einem Sushi-Meister bei seiner Arbeit zusehen zu können. Das Restaurant hatte gestern Abend Happy Hour und deswegen waren noch mehr Gäste im Restaurant als sonst.
Per PDA werden die Bestellungen von der Bedienung drahtlos ans System und per Ausdruck über einen Drucker an den Sushi-Meister übermittelt. Hinter ihm steht der Drucker und spuckt endlos die kleinen Bestellzettel aus. Und egal wie schnell er auch arbeiten mag, psssst – zack ein neuer Zettel und psssst – zack ein neuer Zettel … psssst – zack … psssst – zack …
Aber im Gegensatz zu Sisyphos, der endlos den Felsen auf den Berg rollt, dieser wieder herunterrollt und dann immer und wieder von vorne anfangen muss – ein frustrierender Gedanke – ist der Sushi-Meister völlig entspannt. Egal wie viele Bestellungen noch warten, er arbeitet in einem gleichmäßig hohen, effizienten Tempo an jedem einzelnen Gericht.
Er unterhält sich mit Gästen, scherzt herum und arbeitet trotzdem entspannt und schnell weiter. Dabei reinigt er nach jedem Arbeitsschritt die Werkzeuge, die Arbeitsfläche und seine Hände. Egal wie viel er an dem Abend auch produziert, der Arbeitsplatz sieht am Anfang, mittendrin und danach perfekt aufgeräumt aus.
Allein durch das Zusehen wird man in einen meditativen Zustand versetzt – voila – was wäre es toll, wenn wir unsere Arbeit genauso machen könnten?
Hier die sechs Erfolgsgeheimnisse der Sushi-Meister:
Erfolgsgeheimnis 1: Arbeite nur an einer Sache gleichzeitig
Der Sushi-Meister arbeitet nicht an allen Gerichten gleichzeitig. Er arbeitet nur an einem Gericht zu einer Zeit. Selbst wenn er vier Mal hintereinander dasselbe Gericht machen muss, macht er immer erst eins fertig. Dann das nächste. Und dann das nächste.
Wir sollten es genauso machen: Eine E-Mail beantworten, dann die nächste. Ein Word Dokument bearbeiten und dann die Präsentation. Im Gegensatz zu unserem Computer sind wir miserabel als Multitasking-Arbeiter.
Erfolgsgeheimnis 2: Alles braucht seine Zeit
Der Sushi-Meister arbeitet nicht doppelt so schnell (bzw. schluderig), wenn er eine lange Warteschlange hat. Er nimmt sich für jedes Gericht die notwendige Zeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es gibt ein optimales Tempo für die Abarbeitung. Wenn man versucht schneller zu arbeiten, als man kann, macht man Fehler. Der Sushi-Meister schneidet sich, wir schicken Emails mit falschen Anhängen oder verrechnen uns beim Angebot.
Erfolgsgeheimnis 3: Bleibe entspannt!
Wenn man sieht, wie sich die Bestellzettel zur Rush-Hour im Restaurant ansammeln (psssst – zack… psssst – zack), dann kann man es mit der Angst bekommen. Nicht so der Sushi-Meister! Er macht eines nach dem anderen. Immer im gleichen Tempo. Egal ob er noch ein Gericht oder zwanzig herstellen muss. Er bleibt entspannt. Und er weiß: Egal wie viel er erstellt, es kommen jeden Tag neue Bestellungen. Wie bei unseren Emails. Egal wie viele ich beantworte, heute, morgen und übermorgen kommen wieder welche. Es gibt keinen Mangel an Aufgaben. Also auch keine Notwendigkeit sich zu verspannen.
Erfolgsgeheimnis 4: Räume nach jedem Arbeitsschritt die Werkzeuge und Deine Arbeitsfläche auf
Wann immer der Sushi-Meister ein Gericht fertig hat, macht er einen Zwischenstopp. Er reinigt Arbeitsfläche und seine Werkzeuge. Nur wenige Sekunden lang. Aber wann immer er ein neues Gericht beginnt, ist alles wie beim Arbeitsbeginn: leer und strukturiert.
So kann auch mein Computer aussehen oder mein Schreibtisch: Aufgeräumt. Optimal für die anstehende Aufgabe. Keine Sachen rumliegen lassen. Alles hat seinen Platz.
Erfolgsgeheimnis 5: Auch vorbereitende und Wartungsaufgaben werden erledigt
Wenn der Sushi Meister neue Lachsscheiben benötigt, dann stoppt er seine Arbeit und nimmt das Lachsfilet und schneidet neue Lachsscheiben. Nicht unendlich auf Vorrat, aber genug davon. Nicht wie wir meist, die wir die Ablage und das Aufräumen auf die Zeit verschieben, wenn wir mal weniger zu tun haben (also wahrscheinlich nie). Jeden Tag immer wieder etwas Wartung. Jeden Tag ein wenig aufräumen. Und nicht erst, wenn er Zeit hat.
Erfolgsgeheimnis 6: Achtsam und fokussiert
Zu guter Letzt: Der Sushi-Meister bleibt bei der Sache. Alles was er tut, macht er entspannt und trotzdem fokussiert. Keine Ablenkungen. Kein Check, was in Facebook gerade passiert. Oder auf der Spiegel-Website. Oder bei meinen Emails.
Nur die eine Sache. Egal ob Aufräumen. Saubermachen. Oder ein Gericht erstellen. Volle Aufmerksamkeit. Sollte man beim Umgang mit ultrascharfen Messern auch beibehalten.
P.S.: Mehr Achtsamkeit gewünscht? Lesen Sie die „Anweisungen für den Koch“ von Bernard Glassman, den Originaltext mit Kommentaren (Kindle Version) oder besuchen Sie ein gutes Sushi-Restaurant und beobachten Sie einen Sushi-Meister bei der Arbeit!
Wie wahr – und doch eigentlich so machbar´…. OK – ich starte den Selbstversuch: jetzt und sofort …. Mal sehen, wie es klappt…. (und wie lange)